Trauer um den Sohn in Homers Ilias

BKT X 3 (P. 5007)

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Weinende Gesänge, betrübte Gesichter, so trauert die ganze Stadt Troja um ihren gefallenen Helden Hektor. Seine Schwester und Witwe beklagen den Verlust, der Vater will endlich den Leichnam.

Troja – ein Name mit dem man sofort die Ilias verbindet. Der Epos von Homer erzählt die Geschichte des troianischen Kriegs bis zum Tod Hektors und dessen Trauerfeier. Paris entführt Helena nach Troja und die Griechen ziehen los, um sie zurück zu holen, können die Mauern jedoch 10 Jahre lang nicht überwinden. Dieser Gesang war bereits in der Antike Pflichtlektüre und eine beliebte Geschichte. Erst in der Zeit der Ptolemäer hat man sich auf eine feste Version des davor hauptsächlich mündlichen weitergegebenen Epos festgelegt. Entstanden ist er wahrscheinlich im 8. Jh. v.Chr., genau bestimmen kann man das Entstehungsjahr jedoch nicht. Genauso wenig ist die Herkunft Homers bekannt, abgesehen davon, dass er im griechischen Mittelmeerraum lebte. Aufgrund seiner Bekannt- und Beliebtheit haben sich schon damals viele Städte darum gestritten, dass aus der jeweils ihrigen der große Dichter stammte. Seine zwei bekanntesten Werke sind die Ilias und die darauffolgende Odyssee, die Weiterführung der Ilias.

Auf diesem Pergamentstück des 24. Gesangs der Ilias, Vers 698 bis 748 beklagen Kassandra, die Schwester, und Andromache, die Witwe, den Tod des Hektor. Er war der Sohn des Königs von Troja, Priamos, und der wichtigste Kämpfer der Troer im Krieg gegen die Archaier. In diesem wird er letztendlich von Achilleus getötet. Hektors Leiche wird mit einem Karren in die Stadt zurückgebracht. Troja verfällt in tiefe Trauer, als Kassandra sie mit ihrem Wehklagen auf den Leichnam ihres Bruders aufmerksam macht. Priamos befiehlt, dass die Menschen den Wagen zum Palast fahren lassen sollen, wo er aufgebahrt wird. Sie singen Trauerlieder die von Klagen begleitet werden. Am lautesten ist Andromache, die ihm vorwirft, dass er sie und ihren Sohn ohne letzte Worte verlassen hat. Außerdem redet sie darüber, dass sie und die anderen Troerinnen verschleppt werden. Von ihrem Sohn denkt sie, dass er aus Rache der Griechen versklavt oder getötet werden wird, da Hektor so viele Archaier umbrachte.

Auffallend an diesem Pergament ist, dass die Größe der Schrift nicht mehr als 1 mm beträgt, und diese so kaum lesbar ist. Die Größe des Pergaments beträgt 18 Zentimeter Höhe und 28 Zentimeter Breite. Das Pergamentfragment weist einige Löcher auf und ist oben sowie unten teilweise abgebrochen. Geschrieben wurde dieser Text Ende 4. oder Anfang 5. Jh. n.Chr auf Griechisch. Das Pergament wurde auf beiden Seiten beschrieben, auf denen jeweils 25 Verse stehen. Aufgrund der kleinen und geraden Schrift wirkt der Text sehr ordentlich. Wahrscheinlich war er Teil eines prächtigen Kodex, so etwas wie ein Buch. Gefunden wurde es wahrscheinlich in Faijum. Bei der Herkunft vermutet man Arsinoites, dem antiken Namen des Faijum, als Entstehungsort.

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