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Paläographie
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Antike Texte wurden in der Regel in der sogenannten scriptio continua verfasst, bei der kaum Worttrennungen vorgenommen und nur sehr selten Interpunktionszeichen verwendet wurden. In der griechischen Papyrologie werden im Wesentlichen zwei Ausprägungen von Schriftsystemen unterschieden. Zum einen die sogenannten Buchschriften, die in erster Linie für literarische Texte verwendet wurden, zum anderen kursive Varianten des Alphabets, die im Alltag – also z.B. für Verträge, Briefe, Quittungen usw. – in Gebrauch waren. Daneben gab es auch für bestimmte Zwecke besondere Schriften, so wurden von den Büros hoher römischer Beamter mitunter ausgeprägte Kanzleischriften verwendet. Anders als bei modernen Alphabeten handelt es sich bis in die byzantinische Zeit hinein sowohl bei der Buchschrift als auch bei der Kursive um Majuskelalphabete, also um Schriften, bei der nur Großbuchstaben zum Einsatz kamen. Das wesentliche Unterscheidungskriterium zwischen beiden liegt darin, dass kursive Schriften flüssiger und damit schneller geschrieben werden konnten, sehr oft ist das Schriftbild auch nach rechts geneigt. Dementsprechend sind in Alltagsdokumenten häufig Buchstabenverbindungen, Ligaturen oder auch Verschleifungen zu finden, während in der Buchschrift stärker auf die korrekte Ausformung der Buchstaben geachtet wurde. Beide Schriftsysteme waren über die Jahrhunderte hinweg einer Entwicklung unterworfen, wobei sich die Kursivschrift häufiger und schneller als die Buchschrift entwickelt hat. Eine paläographische Bestimmung der Buchstabenformen und des Schriftbildes ist daher eine – häufig sogar die einzige und entsprechend unsichere – Möglichkeit, einen Text zu datieren. Die Berliner Papyrussammlung verfügt über Schriftbeispiele aus allen Jahrhunderten der griechisch-römischen Zeit. Eine Auswahl repräsentativer Stücke ist hier zu finden.