Fundkontexte

in situ-Funde

Im für die moderne wissenschaftliche Bearbeitung optimalen Fall führen archäologische Grabungskampagnen dazu, dass Papyri in situ – d.h. am Ort selbst – gefunden werden, da nur dann auch der archäologische und historische Kontext dokumentiert werden kann. Fundorte können dabei Häuser, Tempel oder auch Gräber sein. Der wohl berühmteste in situ-Fund wurde nicht in Ägypten, sondern in der Villa dei Papiri bei Herculaneum am Fuße des Vesuv gemacht. Der Ausbruch des Vulkans hat auch diese Villa einer reichen römischen Familie nicht verschont und der Lavastrom, der sich über das Anwesen gelegt hat, hatte zur Folge, dass die Papyrusrollen in der Bibliothek karbonisiert und somit erhalten wurden.

Müllhalden

Der vermutlich größte Teil aller Papyrusfunde wurde auf antiken Müllhalden gemacht. Diese lagen zumeist am Rand der antiken Siedlungen und viele der von den Einwohnern nicht mehr gebrauchten bzw. obsolet gewordenen Texte entsorgt wurde. Der organische Abfall hat sich dann im Laufe der Zeit verdichtet und wurde zu einer Art Humus, dem sebakh, welcher von modernen ägyptischen sebakhim im Tagebau gewonnen wurde, um ihn auf den Feldern als Dünger auszubringen. Durch das entstehende Interesse westeuropäischer und amerikanischer Wissenschaftler und Sammler begannen die sebakhim, diesen ihre Funde zu verkaufen. Außerdem haben Archäologen bzw. Papyrologen wie Bernard P. Grenfell und Arthur S. Hunt zehntausende von Texten selbst ergraben (z.B. in Oxyrhynchos).

Mumienkartonage

Obsolet gewordene Papyri wurden häufig als günstiges Füllmaterial für Mumien, d.h. als Mumienkartonage verwendet. Ähnlich dem modernen Pappmaché wurden dabei einzelne Papyrusblätter zerkleinert oder in Form geschnitten und dann mit Hilfe von Wasser in die gewünschte Form gebracht. Mittels moderner Restaurierungsmethoden können die einzelnen Blätter bzw. Fragmente davon wieder lesbar gemacht werden.