Schreibmaterialen

Papyrus

Papyrus war wohl der wichtigste Beschreibstoff der Antike. Papyrusrollen wurden seit dem 3. Jahrtausend v.Chr. aus der in Ägypten heimischen Papyrusstaude produziert und in den gesamten Mittelmeerraum – und auch darüber hinaus – exportiert. Zur Herstellung wird das Mark dieses Grases verwendet, das in mehrere Zentimeter breite Streifen geschnitten, kreuzweise und überlappend übereinander gelegt sowie gepresst und getrocknet wurde. Die dabei entstehenden Blätter (selis, Pl. selides) wurden anschließend aneinander geklebt (Klebung = kollesis). Die auf diese Weise entstehende Papyrusrolle konnte mitunter mehrere Meter lang sein, während die Höhe meist rund 30–35 cm betrug. Heute wird die – zumeist zuerst beschriebene – Innenseite der Rolle als Rekto und die Außenseite als Verso bezeichnet. Der antike Herstellungsprozess von Papyrus ist lediglich bei Plinius dem Älteren überliefert. Dieser bietet in seiner Naturgeschichte einen knappen Überblick, wobei er auch erwähnt, dass Papyrus in unterschiedlichen Qualitätsstufen produziert wurde, die sich auch in ihrem Preis unterschieden haben (Plin. Nat. 13, 23).

Ostraka

Tonscherben (griech. Ostrakon, Pl. Ostraka) boten eine kostengünstige Alternative zu Papyrus als Beschreibstoff. Meist wurden nicht mehr benötigte bzw. defekte Tongefäße, wie Amphoren, Vasen, oder auch Tafelgeschirr, in passende Stücke zerbrochen, um darauf (kurze) Texte schreiben zu können. Obwohl auch einige Beispiele dafür erhalten sind, dass mitunter auch ganze Amphoren beschrieben wurden, eignet sich dieses Material aufgrund seines Gewichts und seiner Zerbrechlichkeit in der Regel nur für knappe Texte. Die meisten der vielen zehntausend erhaltenen Ostraka enthalten Anweisungen, kurze Briefe, Listen und Abrechnungen, Quittungen für Steuerzahlungen oder Lieferungen, aber auch Schultexte und andere halbliterarische und literarische Texte.

Holz- und Wachstafeln

Während z.B. in Vindolanda am Hadrianswall hunderte von Texten auf dünnen „Holzblättern“ gefunden wurde, die alle in den soldatischen Kontext dieses Forts gehören, findet man Holz als Beschreibmaterial in Ägypten eher selten. Das liegt vermutlich zum einen an der Holzknappheit Ägyptens, zum anderen wohl an der jederzeitigen Verfügbarkeit von Papyrus und Ostraka. Trotzdem haben sich einige spektakuläre Texte auf Holz erhalten, z.B. aus der Oase ad-Dachla in der westlichen Wüste. Holz war zudem ein beliebtes Schreibmaterial für das Textgenre der Mumientäfelchen.

Pergament

Pergament wird aus der ungegerbten Haut von Schafen, Ziegen oder Kälbern hergestellt. Der antike Legende zufolge wurde es im 2. Jh. v.Chr. in Pergamon (heute: Bergama in der Westtürkei) erfunden, da der König Eumenes II. eine Bibliothek aufbauen wollte, die mit jener in Alexandria konkurrieren konnte. Der ägyptische König Ptolemaios V. soll daraufhin den Export von Papyrus nach Pergamon unterbunden haben, was zur Erfindung des Pergaments als Ersatz zur Folge gehabt haben soll. Wie auch immer die Historizität dieser Geschichte zu bewerten ist, gesichert ist, dass Pergament während der gesamten Antike gegenüber dem Papyrus nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Während Papyrus auch außerhalb Ägyptens zumeist relativ einfach verfügbar war, war die Herstellung von Pergament immer recht aufwändig und damit auch teuer. Diese Situation begann sich erst in der Spätantike langsam zu ändern, als Pergament gerne für prachtvolle Kodizes, welche die Rolle als bevorzugte Form eines Buches abzulösen begannen, herangezogen wurde. Mit dem Zusammenbruch des Imperium Romanum im Westen und der arabischen Eroberung Ägyptens im Westen wurde auch der Export von Papyrus erschwert. Dies hat letztlich dazu geführt, dass sich im Mittelalter Pergament als bevorzugter Beschreibstoff für wertvolle Kodizes und später Papier als Beschreibstoff für Alltagstexte durchgesetzt hat.

Sonstiges

Neben Papyrus, Tonscherben, Holz, Wachstafeln und Pergament wurde in der Antike auch auf jede andere Oberfläche geschrieben, sofern sie nur verfügbar und für den jeweiligen Text geeignet war. So haben sich unter anderem Texte auf Tierknochen, kleinen Steinen, Bleitafeln oder auch Hauswänden erhalten.

Tinte und Schreibgeräte

Sowohl Papyrus als auch Ostraka und Holztafeln wurden in der Regel mit Tinte beschrieben. Am verbreitetsten war eine Mischung aus Ruß, Wasser und Gummi arabicum. Daneben gab es aber auch andere, z.b. eisenhaltige, Tinten. Farben wurden nur sparsam eingesetzt. Als Schreibgerät konnten entweder Binsen, deren Spitzen durch Kauen weich und faserig gemacht wurden, oder angespitzte Schilfrohre (kalamos, Pl. kalamoi) verwendet werden. Für Wachstafeln wurden metallene Griffel (lat. stilus, griech. graphos) zum Einritzen der Buchstaben eingesetzt. Diese Griffel hatten zumeist eine Spitze zum Schreiben und ein verbreitertes, flaches Ende, um die Wachsschicht wieder zu glätten.