BKT V.1, 3 (P. 6845)
Die Ilias ist wohl das bekannteste Werk des griechischen Dichters Homer und wird von seiner Entstehungszeit bis heute als literarisches Meisterwerk gefeiert. Das Thema des Epos ist der Trojanische Krieg, der sagenumwobene Kampf zwischen Griechen und Trojanern, der durch den Raub der schönen Helena angestoßen und zu einer zehnjährigen Belagerung der Stadt Troja geführt haben soll. Nur durch eine List des schlauen Odysseus’ konnten die Griechen die uneinnehmbaren Mauern der Stadt überwinden und den Sieg erringen.
Homer gilt als der früheste Dichter des Abendlandes, seine genauen Lebzeiten sind jedoch nicht bekannt. Die moderne Wissenschaft verordnet ihn heute etwa in der zweiten Hälfte des 8. Jh. v.Chr. Schon in der Antike wurde er als großer Dichter der früheren Zeiten angesehen und seine Werke als Klassiker der griechischen Literatur gelesen, abgeschrieben und verbreitet.
Das hier vorhandene Fragment einer Abschrift entstand wahrscheinlich zwischen dem 1. und 2. Jh. n.Chr. Es beinhaltet die Verse 433–447 des achten Gesangs, worin beschrieben wird, wie die Götter, die sich auch auf die Seite der Griechen oder der Trojaner geschlagen haben, versuchen, das Ergebnis des Krieges zu beeinflussen. Zeus, der Götterkönig, ruft eine Götterversammlung ein und untersagt jegliche Einmischung in den Krieg der Menschen. Das erhaltene Fragment beschreibt das Eintreffen der Götter auf dem Berg Olymp.
Der Text ist in einer ordentlichen Buchschrift verfasst. Die Schrift verläuft in geraden Zeilen auf dem recto des Blattes, parallel zu den Fasern des Papyrus. Diakritische Zeichen, wie Punkte und Akzente, sind über den Zeilen zu sehen und geben Aufschluss über die Lesung des Textes. Bei der letzten, leicht von dem restlichen Text abgesetzten Zeile handelt es sich um eine nachträglich Ergänzung einer Zeile, die der Schreiber möglicherweise bei der Abschrift des Textes zunächst vergessen und am unteren Rand des Blattes nachgetragen hat.