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Homer ist einer der bekanntesten griechischen Dichter aller Zeiten. Jeder hat schon einmal von seinen beiden Werken Ilias und Odyssee gehört. Auf den vorzustellenden Papyrusfragmenten, von denen hier nur einige der größeren zu sehen ist, haben sich Reste einer Ilias-Ausgabe aus dem 1. Jh. v.Chr. erhalten.
In der Ilias wird ein Teil des Trojanischen Krieges besungen, jener sagenumwobenen Belagerung des kleinasiatischen Trojas durch die Griechen, die durch den Raub der schönen Helena durch den trojanischen Königssohn Paris ausgelöst und erst durch die List des Odysseus – das Trojanische Pferd – nach zehnjährigem Kampf beendet wurde.
Auf den Fragmenten unserer Papyrusrolle haben sich Reste des 21. bis 23. Gesangs erhalten. Sie schildern die Ereignisse nach dem Tod des Patroklos: Achilleus, der sich wieder mit dem Führer der Griechen Agamemnon versöhnt hat und Patroklos’ Tod an Hektor rächen will, kämpft nun in der vordersten Reihe gegen die Trojaner.
In den auf diesen Papyrusfragmenten erhaltenen Resten des 21. Gesangs wird berichtet, wie Achilleus die Trojaner in den Fluss Skamandros verfolgt, den Flussgott entehrt und nur durch das Eingreifen anderer Götter (vor allem des Hephaistos) gerettet werden kann. Das löst eine Götterschlacht zwischen den griechenfreundlichen und trojanerfreundlichen Göttern aus, nach deren Ende der Gott Apollon zurückbleibt, um die Flucht der Trojaner in die Stadt zu decken, indem er Achilleus ablenkt. Das Eingreifen der Götter auf beiden Seiten dieses Krieges zieht sich durch die ganze Ilias.
In den Versen des 22. Gesangs, die sich auf diesen Fragmenten erhalten haben, wird unter anderem der berühmte Zweikampf zwischen Hektor und Achilleus beschrieben. Hektor flüchtet nicht mit den anderen Trojanern in die sichere Stadt, sondern stellt sich Achilleus zum Kampf, der mit seinem Tod endet. Im zweiten Teil dieses Gesangs beklagen die Trojaner den Tod ihres Helden. Auf den hier vorgestellten Papyrusfragmenten sind davon die Wehklagen von Hektors Vater Priamos, dem König von Troja, erhalten und vor allem die Klagen von Hektors Frau Andromache, die erst spät von seinem Tod erfuhr.
Vom 23. Gesang, der mit der Beschreibung der Vorbereitung für Patroklos’ Bestattung beginnt, haben sich nur die ersten beiden Verse auf diesen Fragmenten erhalten. Insgesamt bezeugen diese Reste einer einst sehr prunkvollen Gesamtausgabe der Ilias sehr eindrucksvoll, dass dieses bedeutende Werk der griechischen Literatur schon in der Antike im spätptolemäischen und frührömischen Ägypten als Klassiker angesehen und verbreitet war.