Horoskop

BKT X 29 (P. 11831)

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Bei diesem Stück handelt es sich um das früheste, uns bekannte, griechische Horoskop auf Papyrus. Der hauptsächlich aus Abkürzungen bestehende Text wurde mit dunkler Tinte auf ein kleines (6.5 x 8 cm), rechteckiges Blatt Papyrus geschrieben und erstreckt sich über fünf Zeilen. Anhand der genannten Himmelskörper und ihrer Lage in den Sternbildern lässt sich der Text auf den 4. oder 5. Juni 29 v. Chr. datieren. Eine Zeile einer früheren Beschriftung im unteren Teil des Stückes zeigt, dass es sich hier um die Wiederverwendung eines bereits beschriebenen Papyrus handelt.

Nachdem sich in Ägypten im Laufe des 1. Jhs. v. Chr. der Gedanke entwickelte, dass die Bewegungen der Himmelskörper in Bezug zu den Schicksalen der Menschen stünden, etablierten sich ab der 2. Hälfte des Jahrhunderts persönliche Horoskope, welche bis zum Ende des 4. Jhs. n. Chr. beliebt bleiben sollten. Obwohl die Horoskope unterschiedlich umfangreich ausfallen können, folgen die meisten dem gleichen Schema: Sie beginnen mit einer Einleitung und der Nennung des Namens des Individuums, dessen Horoskop erstellt werden soll, woraufhin das Geburtsdatum und die Geburtszeit folgen. Hier wurden das Regierungsjahr, der ägyptische Monat und Tag, und die Stunde des Tages oder der Nacht angegeben. Anschließend werden die fünf in der Antike bekannten Planeten und ihre Lage in den Sternbildern genannt, sowie die Lage der Sonne, des Mondes und des Aszendenten.

Unser Stück weist jedoch einige Abweichungen von diesem Schema auf. Zum einen fehlt eine Einleitung, die uns einen Namen und ein Geburtsdatum verraten würde. Zum anderen werden die Planeten hier nicht, wie üblich, ihrer Entfernung zur Erde nach aufgezählt, sondern (abgesehen von der Angabe des Aszendenten und der Himmelsmitte) nach Sternzeichen geordnet. Diese Reihenfolge ist erst ab dem 2. Jh. n. Chr. verbreitet.

Obwohl der Nutzen der Horoskope astrologischer Natur war, war ihre Form rein astronomisch – die astrologische Deutung wurde nicht schriftlich festgehalten.

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