P.Sijp. 39 (P. 7981)
Steuern zahlt niemand gerne, aber schon in der Antike wurde darüber ausführlich Buch geführt. Das Dokument, dem sich heute gewidmet wird, ist eine Quittung über die Gartensteuern, die eine Person mit dem Namen Kastor, Sohn von Dionysios, aus Kerkesucha im Arsinoites gezahlt hat.
Die Steuern sind auf einer etwa einem halben Meter langen Papyrusrolle aufgeschrieben. Die Rolle besteht aus mehreren kleinen Papyrusblättern, die zusammengeklebt, eingerollt und aufbewahrt wurden. Die ursprüngliche Form des Papyrus als Rolle zeigt sich auch an den markanten Löchern, die regelmäßig wiederkehren und von links nach rechts größere Abstände aufweisen und teilweise kleiner werden und schließlich ganz verschwinden. Daraus kann man ableiten, dass der Papyrus von links nach rechts gerollt werden. Der Papyrus ist recht gut erhalten, jedoch sind nur Reste der rechten Seite von Kolumne I noch vorhanden.
Die Rolle gelangte 1894 aus der Privatsammlung des Berliner Zeitungsverlegers Rudolf Mosse in die Berliner Papyrussammlung. Ursprünglich wurde das Objekt im Faijûm, einer Oase südwestlich von Kairo gefunden. Das Faijûm ist eine Region, die schon für etliche anderen Funde bekannt ist.
In der Quittung wurden nur jene Steuern aufgenommen, die mit dem Gartengrundstück zu tun hatten. So wurden die Gartengebühr, die Gebühr für den Transport von Oliven, die Gebühr für die Damm- und Kanalreinigung, die Grundsteuer auf Wein- und Gartenland, die Wechselgebühr, die Quittungsgebühr und die Landvermessungssteuer aufgeführt. Da für die Gartensteuer immer 470 bis 475 Drachmen bezahlt wurden, lässt sich damit ungefähr die Größe des Grundstückes des Steuerzahlers Kastor berechnen. Da man aus anderen Texten weiß, dass für eine Arure Gartenland 1500 Drachmen an Steuern in dieser Zeit zu zahlen waren, kann man daraus den Schluss ziehen, dass das Gartenland von Kastor 1/3 Arure groß war. Aruren waren eine Maßeinheit die in der Zeit, aus der das Dokument stammt, für die Größe von Flächen verwendet wurde. 1 Arure umfasste 100 x 100 Königsellen. Es wird vermutet, dass das zu der Zeit eine Arure ungefähr 2000m² groß war. Daraus lässt sich berechnen, dass das Gartenland des Kastor ungefähr 666,6 m² groß war.
Die Liste über die Steuerzahlungen des Kastor wurde über 33 Jahre lang geführt, wobei der erste Beitrag am 25. Mai 183 n. Chr. und der letzte am 25. Mai 216 n. Chr. geleistet wurde.
An dem Papyrus haben insgesamt 4 Personen geschrieben, die namentlich nicht benannt werden. Interessant ist hierbei, dass die ersten drei Schreiber immer ausführlich und in regelmäßigen Abständen Notiz führten. Der vierte Schreiber, der äußerlich durch einen immer flüchtiger werdenden Schreibstil auffällt, setzt diese Praxis fort, notiert aber nur noch die Landvermessungssteuer oder die Gartensteuer. Die Einnehmer, an die die Steuern zu zahlen waren, werden genannt. Es handelt sich um Eudaimon und Harpokration und ihre Kollegen, die auch aus anderen Texten als Steuereinnehmer in dieser Zeit bekannt sind.