Die Freier der schönen Helena

BKT V.1 28-30 (P. 9739 R)

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Dass Helena schön war, ist allseits bekannt. Allerdings wurde sie von so vielen Freiern umworben, dass in der Antike regelrechte Listen dazu angefertigt werden mussten. Eine davon hat sich auf diesem Papyrus erhalten, der heute im Neuen Museum in Berlin ausgestellt ist.

Der Papyrus ist ein Fragment aus einer ursprünglich sehr umfangreichen Rolle. Sie stammt höchstwahrscheinlich aus dem Faijum, einer Oase im Südwesten Kairos, die schon in der Antike bekannt war. Die Papyrusrolle wurde im Handel durch Ludwig Borchardt erworben. Sie stammt vermutlich aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus, womöglich ist sie sogar noch älter.

Auf diesem fragmentarisch erhaltenen Papyrus haben sich die oberen Teile von fünf Kolumnen erhalten. Die Schrift ist eine ordentliche Buchschrift, d.h. sie wurde sauber und übersichtlich verfasst. Der Text enthält Reste von Hesiods Frauenkatalog, von dem auch ansonsten nur Fragmente überliefert sind. Wir haben also keinen vollständigen Text dieses Werkes. Hesiod war ein griechischer Dichter der circa 700 v. Chr. geboren wurde, und sein Frauenkatalog behandelt bekannte Frauen der griechischen Mythologie. Auf dem erhaltenen Fragment werden Helena und ihre Freier behandelt.

Diese Liste der Freier umfasst einen Lykomedes von Kreta, die Amythaoniden (die Brüder Alkmaion und Amphiloches), Thoas, Podarkes und Protesilaos, Menestheus und Elephenor. Zudem war der mächtige griechische Kämpfer Aias, der nur von Achilles übertroffen werden konnte, unter ihnen. Sowie Odysseus, wiederum ein anderer großer Held im Kampf um Troja, der das Trojanische Pferd erfand. In Homers Odyssee wird seine zehn Jahre andauernde, gefährliche Heimreise thematisiert. Zu dieser Aufzählung gehörte auch Menelaos, der später Helena heiraten sollte. Er war es, der Agamemnon die Griechen zusammenrufen ließ, nachdem Helena von Paris entführt wurde. Zudem ist die Rede von Achilleus, der wichtigste Held im Kampf um Troja, der aber aufgrund seiner Jugend und momentanen Aufenthaltes bei Chiron – ein Zentaur, welcher am Berg Pelion lebte und viele der großen Helden ausbildete – nicht erschien.

Obwohl dies schon eine große Anzahl von Freiern ist, ist die Liste nicht vollständig, da man durch die fehlenden Teile des Textes nicht alle Personen identifizieren konnte. In dem Text geht es außerdem um einen Schwur, zu dem Odysseus riet. Dieser ließ alle Freier versprechen, Helena mit allen Mitteln zu beschützen und sich nicht gegenseitig umzubringen.

Letztendlich siegte Menelaos mit Unterstützung seines Bruders Agamemnon (beide werden wegen ihres Vaters Atreus auch manchmal im Text „Atriden“ genannt). Tatsächlich überzeugten nicht nur seine Reichtümer, sondern auch sein Auftreten, da Helena frei wählen durfte. Der Schwur beinhaltete Helenas freie Wahl, damit am Ende niemand die Schuld auf ihren Vater Tyndareios schieben konnte. Somit kehrte Menelaos mit Helena als Königin nach Sparta zurück, wo sie dann gemeinsam eine Tochter namens Hermione bekamen. Kurz darauf wurde Helena von Paris geraubt, woraufhin sich die griechische Flotte versammelte, um sie zu retten. Allerdings wurde diese vom Winter zum Frühling hin für mehrere Monate aufgehalten, da sich Agamemnon rühmte, ein besserer Jäger als die Göttin der Jagd Artemis zu sein, weswegen diese starke Winde schickte. Durch besagte Geschehnisse (obwohl hier nur Helenas Seite erzählt wird) wurde der Trojanische Krieg eingeläutet.

Dieses kleine Fragment beinhaltet also einen Einblick in die große antike griechische Literatur und Mythologie.

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