Mumienetikett einer sehr alten Frau

SB I 1194 (ÄM 11846)

Scan

Dieses kleine, rechteckige Holztäfelchen ist das Mumienschild einer 96-jährigen Frau mit dem Namen Senpetermuthes, die im 3. Jh. n.Chr. in Ägypten lebte. Das Mumienschild enthält auf beiden Seiten denselben Text, der mit Tinte in griechischer Sprache direkt auf das Holz geschrieben wurde. Der Fundort des Mumienschildes ist nicht bekannt. Vermutlich stammt es aber wie die meisten anderen Mumienschilder aus dem Friedhof in Sohag in der Nähe des antiken Panopolis. Das Mumienschild wurde in Ägypten von Rudolph Forrer angekauft und gelangt 1894 in die Sammlung des Ägyptischen Museums in Berlin.

Der auf beiden Seiten des Mumienschildes erhaltene Text enthält zunächst den Namen der verstorbenen Person: Senpetermuthes. Da der Hauptzweck der Mumienschilder die Identifizierung der einbalsamierten Leichen war, denen sie beigelegt wurden, genügte der Name der Toten nicht. Zu viele Personen konnten denselben Namen besitzen. Deswegen wurden in den nächsten beiden Zeilen auch die Mutter Artemis und der Vater Chemsneus genannt, um die Tote eindeutig identifizieren zu können. Auffällig ist der griechische Name der Mutter – sie wurde nach der Göttin der Jagd benannt, obwohl Tochter und Vater rein ägyptische Namen tragen. In der letzten Zeile wird noch das Datum des Todes angegeben, und zwar in der damals typischen Form, indem das Jahr nach Regierungsjahren des jeweiligen Herrschers gezählt wurde. In diesem Fall ist es der 22. Epeiph (ein ägyptischer Monatsname) im 1. Regierungsjahr eines Herrschers, der nicht namentlich genannt wird. Leider ist diese Information nicht sehr hilfreich. So erfahren wir zwar, dass Senpetermuthes am 16. Juli gestorben ist, können aber nicht eindeutig sagen, in welchen Jahr das war. Ein erstes Regierungsjahr hatte jeder Herrscher, auch wenn er noch so kurz regierte. Lediglich anhand der Handschrift lässt sich das Mumienschild in das 3. Jh. n.Chr. datieren.

Das Besondere an diesem Mumienschild ist aber der Zusatz, der sehr viel kleiner in die rechte untere Ecke auf beiden Seiten des Holztäfelchens geschrieben wurde. Hier erfahren wir, dass Senpetermuthes im Alter von 96 Jahren gestorben ist. Dieses auch in unserer heutigen Zeit sehr hohe Lebensalter ist wohl der Grund, weshalb diese Zusatzinformation in den kleinen freien Raum hinzugefügt worden ist. Interessant ist, dass dem Schreiber in diesen wenigen Worten etliche Fehler unterlaufen sind. So wurde das Wort für Jahr, das im Griechischen eigentlich ἐτῶν sein sollte, als αἰδῶν verschrieben – zwei Fehler in einem Wort, was aber wohl Rückschlüsse zulässt, wie der Schreiber dieses Wort ausgesprochen hat.

Mumienschilder traten ab dem 1. Jh. n.Chr. und blieben auch in den folgenden Jahrhunderten beliebt. Die an der Mumie angebrachten Schilder waren mit dem Namen des Toten versehen, und gelegentlich mit weiteren Informationen über des Toten versehen, wie z.B. einer Altersangabe. Mitunter standen auf den Schildern auch die religiösen Formeln oder Frachtanweisungen über den Transport der Mumie zum Bestimmungsort des Begräbnisses und andere Details über Kosten u.ä. Die Mumienschilder gab nicht nur in griechischer Sprache, sondern auch ägyptischer Sprache (zumeist in demotischer Schrift). Diese Mumienschilder gab es nur für Verstorbene der Unterschicht.

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