Natronsteuerquittung

SB IV 7401 (P. 12560)

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In diesem Text wird einer Person mit dem Namen Choareris, deren Name bisher in keinem anderen griechischen Text aus dem antiken Ägypten genannt wurde, die Zahlung von 240 Drachmen für die Natronsteuer des laufenden Jahres bestätigt. Um welches Jahr es sich handelte, erfährt man ganz am Anfang: das 27. Regierungsjahr eines ptolemäischen Königs. Auch wenn der Name dieses Königs nicht genannt wird, so lässt sich doch aufgrund des hohen Regierungsjahres und der Paläographie des Textes mit einiger Sicherheit eine Zuweisung auf das 27. Regierungsjahr des Ptolemaios VIII. vornehmen, das vom 28. September 144 v.Chr. bis zum 27. September 143 v.Chr. dauerte. Wann Choareris in diesem Jahr diese 240 Drachmen gezahlt hat, wird in dem Text nicht gesagt. In den letzten zwei Zeilen wird noch einmal der gezahlte Geldbetrag in griechischen Zahlen genannt und die Quittung von einem Apollonides unterschrieben, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um einen Bankbeamten handelte, der solche Quittung im Auftrag der erhebenden Bank gegenzeichnete und damit bestätigte. Da aber der gesamte Text dieser Quittung in der gleichen Handschrift geschrieben ist, muss man annehmen, dass er von dem unterzeichnenden Apollonides verfasst wurde.

Warum es überhaupt eine Steuer auf Natron gegeben hat, lässt sich aus dieser kleinen Quittung allein nicht erschließen. Doch zeigt schon die Existenz einer solchen Steuer, dass Natron von größerer Wichtigkeit war und dem Staat über die Erhebung einer Steuer und nicht zuletzt vermutlich auch über die Monopolisierung der Gewinnung des Natrons bedeutende Einnahmen verschafft werden. Welche Bedeutung Natron gehabt hat und wofür es verwendet wurde, wird aus diesem Text nicht deutlich, da geben andere Natronsteuerquittungen der Berliner Papyrussammlung vereinzelte Hinweise. So findet sich in einem Text beispielsweise der Zusatz, dass es sich um das Natron für die Wäsche gehandelt hat. In einem anderen Text werden Zahlungen für die Natronsteuer quittiert, die im Auftrag der Walker geleistet wurden. Das lässt darauf schließen, dass es sich um eine Steuer handelte, die auf dem Natron lag, das für die Wäsche benötigt wurde, d.h. Waschnatron. Neben dieser Verwendung als Seife, für die Natron wohl die größte Bedeutung besessen haben dürfte, ist es aber auch zum Pökeln von Fleisch und zur Mumifizierung von Leichen verwendet worden, wie uns Plinius der Ältere und Herodot berichten.

Der Text dieser Quittung wurde auf eine Tonscherbe geschrieben, die man dann Ostrakon nennt. Dieses Schreibmaterial war überall vorhanden und deshalb sehr preiswert. Gefunden wurde dieses Ostrakon während der Ausgrabungen von Friedrich Zucker in Elephantine während der Kampagne 1907/1908. Aufgrund dieses Fundorts kann man wohl davon ausgehen, dass auch die Quittung aus Elephantine stammt, auch wenn kein Ortsname in diesem Text erwähnt wird.

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