Weizenquittung

SPP III2.5 493 (P. 2675)

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Quittungen gehören zu den am häufigsten Textsorten, die sich auf Papyrus erhalten haben. So besitzt auch die Berliner Papyrussammlung sehr viele dieser meist sehr kurzen und trockenen Texte. Doch enthalten sie sehr viele Informationen, wie am hier vorgestellten Papyrus gezeigt werden kann.

Dieser Papyrus ist in seinen ursprünglichen Rändern recht gut erhalten. Der griechische Text auf dem kleinen Blatt ist nahezu vollständig. Lediglich am Ende der zweiten Zeile sind durch ein Loch im Papyrus mehrere Buchstaben verloren gegangen. Er wurde vermutlich im Faijum, einer Oase südwestlich von Kairo, gefunden und kam zwischen 1877 und 1881 in die Berliner Papyrussammlung. Anhand der Schrift kann der Text in das 7. bis 8. Jahrhundert datiert werden und gehört damit in eine Zeit, als Ägypten bereits von den Arabern erobert war und zum Kalifat gehörte.

Der Text ist eine Quittung, die einem Konstantinos bestätigt, Weizen geliefert zu haben. Über Konstantinos erfährt man, dass er ein Schreiber war. Über die Weizenlieferung lassen sich aus dem kurzen Text sehr viel mehr Erkenntnisse gewinnen. Zunächst wird die Menge angegeben: es werden zwei Artaben Weizen im Kankellon-Maß quittiert. Eine Artabe ist eine antike Maßeinheit, die im damaligen Ägypten verwendet wurde. Sie entspricht etwa 30 kg. Dagegen ist die genaue Bedeutung des Kankellon-Maßes recht unklar. Vermutlich stammt sie von einer ähnlich klingenden persischen Maßeinheit für Getreide ab und wurde in Ägypten vor allem in arabischer Zeit als Maß für Steuergetreide verwendet.

Und der Grund für die Weizenlieferung des Konstantinos ist eine Steuerzahlung. Das ergibt sich nicht nur aus der Nennung des leider nicht genauer lokalisierbaren Ortes Lenos im Faijum, für den das Getreide geliefert wurde, sondern vor allem aus der Angabe des Steuerjahres. So erfährt man, dass der Weizen für das 15. Indiktionsjahr geliefert wurde. Die Indiktion war ein 15-jährlicher Zyklus zur Zählung der Steuerjahre, der seit dem 4. Jahrhundert im Römischen Reich und damit auch in Ägypten verwendet wurde. Die Jahre innerhalb des Zyklus wurden einfach durchnummeriert. Den Menschen der damaligen Zeit war natürlich klar, in welchem Indiktionsjahr sie gerade lebten. Eine Umrechnung in die heute verwendete Zeitrechnung ist allerdings ohne weitere Anhaltspunkte unmöglich. Immerhin erfährt man aus der Quittung aber, dass der Weizen am 16. Pachon geliefert wurde. Das entspricht dem 11. Mai.

Die Weizenlieferung wurde durch den Steuereinnehmer Georgios bestätigt, der auch die Quittung geschrieben hat. Von ihm haben sich zahlreiche andere Quittungen erhalten, die heute als Dossier des Georgios zusammengefasst werden. In der letzten Zeile beglaubigen zwei Kollegen des Georgios durch ihre Unterschrift die Weizenlieferung: Kalomenas und Elias. Auch sie erscheinen auf anderen Quittungen.

Der Papyrus besitzt aber noch eine kleine Besonderheit. Sehr deutlich ist zu sehen, dass der gesamte Text durch sich kreuzende diagonale Linien durchgestrichen wurde. Damit sollte die Entwertung der Quittung gekennzeichnet werden. Offenbar wurde die quittierte Weizenlieferung in ein Steuerregister übertragen, so dass der hier vorgestellte Text seinen eigentlichen Wert verlor.

Ein anderer Papyrus der Berliner Papyrussammlung bestätigt eine weitere Weizenlieferung des Konstantinos am selben Tag für dasselbe Dorf. Allerdings handelte es sich nun um drei Artaben. Warum für die insgesamt fünf Artaben Weizen zwei Quittungen ausgestellt wurden, ist unklar. Vielleicht brachte Konstantinos den Weizen in zwei Raten.

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