Amulett gegen Krankheit

BKT X 27 (P. 17082)

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Gerade in Krisenzeiten benötigt man Beistand, mag er nun spiritueller Art sein oder sich ganz konkret in der Sorge und dem Mitgefühl der nächsten Mitmenschen ausdrücken. Die Berliner Papyrussammlung bewahrt unzählige Dokumente aus der griechisch-römischen und byzantinischen Antike auf, die dieses Thema in ganz unterschiedlicher Weise illustrieren.

Göttlichen Beistand und Schutz erhofften sich die Menschen in der Antike in vielen Notsituationen. So verwundert es auch nicht, wenn sich Amulette zum Schutz vor Krankheiten oder zur Heilung erhalten haben. Diese wurden zu kleinen Päckchen gerollt oder gefaltet und an einem Strick oder in einem kleinen Behältnis am Körper getragen.

Im trockenen Klima Ägyptens wurde unter vielen anderen auch das hier vorgestellte christliche Amulett konserviert. Es ist auf Pergament geschrieben. Sehr deutlich sieht man noch die Spuren der ursprünglichen Faltungen dieses Blattes. Zu erkennen sind drei horizontale und zwei vertikale Faltungen. An der obersten horizontalen Faltung ist das Pergament abgebrochen, so dass die erste sichtbare Zeile nur teilweise erhalten ist. Mindestens eine weitere Zeile fehlt darüber. Im gefalteten Zustand ergab dieses Amulett ein Päckchen, dass etwa 4,5 cm breit und 1,5 cm hoch war.

Das Amulett stammt aus dem 6. Jh. n. Chr., wie sich anhand der Schrift ermitteln lässt. In dieser Zeit gehörte Ägypten zum Byzantinischen Reich. Der Text wurde von einer ungeübten Person geschrieben. Das zeigt sich nicht nur an der flüchtigen Schreibung der griechischen Buchstaben, sondern vor allem auch am Gebrauch der griechischen Sprache. Immer wieder fehlen Teile von Wörtern. Es bleibt also fraglich, ob der Schreiber überhaupt verstanden hat, was er schrieb.

Das Amulett sollte seinen Träger von einer Krankheit heilen. Der Besitzer wird nicht namentlich genannt. Das Amulett ist also nicht personalisiert. Der Heilungswunsch ist eingebettet in eine Anrufung der göttlichen Macht. Sie beginnt mit einem Trishagion, einem dreimaligen Heiligruf an Jesus Christus, der um Heilung gebeten wird. Am Ende gipfelt das Amulett in dem Ausruf „Jesus Christus siegt!“ und wird von zwei Kreuzen und zwei Staurogrammen abgeschlossen.

Doch ist es nicht nur die göttliche Macht, die um Hilfe gerufen wird. Das Amulett wird sehr viel konkreter. Der Krankheit wird nämlich zuerst mit dem Schrecken Gottes gedroht, der sie bannen soll. Im nicht mehr erhaltenen Teil des Textes wird sie sehr wahrscheinlich bereits aufgefordert zu verschwinden, wie aus besser erhaltenen Amuletten bekannt ist. Hier wird die in der Antike weit verbreitete Idee der Krankheit als Dämon deutlich. Die Krankheit wird als Wesen (Dämon) direkt angesprochen. Sie ist zu menschlichen Regungen fähig und kann somit den Schrecken Gottes fürchten. Leider hat sich aufgrund des fragmentarischen Zustandes des Amuletts nicht erhalten, welche Krankheit in diesem Text konkret angesprochen wird. Vergleichbare und besser erhaltene Amulette richten sich meist gegen Schüttelfrost und Fieber.

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