P.Kramer 17 R (P. 13102 R)
Horoskope. Bis in unsere moderne Zeit werden sie von Menschen konsultiert, um das eigene Schicksal gedeutet zu bekommen oder Vorhersagen über kommende Ereignisse zu erfahren. Die Zeitlosigkeit solcher Fragen für die Menschen wird durch die jahrtausendealten Überlieferungen von Horoskopen deutlich. Der hier vorgestellte Tierkreis mit Planetenstellung bildete die Grundlage, um ein Horoskop zu erstellen.
Der Papyrus stammt aus Mumienkartonage, zu der der Papyrus später verarbeitet wurde. Sie wurde 1907 von Otto Rubensohn bei Abusir el-Melek, auf der Westseite des Nils etwa 120 Kilometer südlich von Kairo gefunden. Der Tierkreis wurde über eine ältere Weizenrechnung aus ptolemäischer Zeit geschrieben, welche auf das 2.–1. Jh. v. Chr. zu datieren ist. Zwei verblasste oder entfernte Zeilen dieser Rechnung sind in der Mitte des Kreises noch deutlich zu erkennen. Unterhalb des Kreises sind weitere Spuren abgeriebener Tinte über sieben Zeilen hinweg auszumachen. Auf dem Verso (der Rückseite) des Papyrus ist eine Rechnung, vermutlich für Heuladungen, erhalten, welche wohl etwas jünger als die Weizenrechnung auf dem Rekto (der Vorderseite) ist. Diese war vermutlich beim Entstehen des Tierkreises bereits vorhanden. Die Wiederverwendung eines bereits beschriebenen Papyrus für die Erstellung eines Horoskops wie in diesem Fall stellt keine Besonderheit dar. Sie ist auch bei anderen Horoskopen der Berliner Papyrussammlung zu beobachten.
Seit hellenistischer Zeit gehören Tierkreisdarstellungen zu beliebten Motiven der antiken Kunst. Diese wurden beispielsweise in Mosaiken, Plastiken, Himmelsgloben und Flachdarstellungen bildlich festgehalten. Trotz der verbreiteten Thematik sind bis heute kaum Darstellungen von Tierkreisen auf Papyrus überliefert. Meist handelt es sich dann um Kreiszeichnungen mit schriftlichen Angaben der Sternzeichen.
Der Berliner Tierkreis wird in den Zeitraum zwischen dem 1. Jh. v. Chr. und dem 1. Jh. n. Chr. datiert. Auf dem erhaltenen Fragment ist die rechte Seite eines Tierkreises mit den Namen der Sternzeichen im Rand und weiteren Anmerkungen außerhalb des Kreises zu sehen. In der Mitte des Kreises ist ein nach rechts laufendes Tier abgebildet, dessen Identifizierung allerdings unklar ist. Für eine Darstellung des Zodiakos Helios mit der Sonnenquadriga, wie sie des Öfteren innerhalb von Tierkreisen zu finden ist, nimmt der Vorderteil des Tieres bereits zu viel Platz ein, der zudem eher an einen Hund oder Löwen als an ein Pferd erinnert.
Die Reihe der Sternzeichen fängt oben in der Mitte wie häufig in antiken Tierkreisen mit dem Sternbild des Frühlingsanfangs, dem Widder, an. Anschließend folgt der Rest der Sternzeichen der Reihenfolge nach. Die Anmerkungen außerhalb des rechten oberen Randes des Tierkreises sind die Namen der Planeten Mars, Jupiter und Merkur. Die Positionsangaben der Planeten sind denen in anderen antiken Darstellungen von Tierkreisen ähnlich, was den Zweck des Tierkreises vermuten lässt. Dieser diente vermutlich dazu die Sternenkonstellation zu einem bestimmten Zeitpunkt festzuhalten, um ein Horoskop erstellen zu können. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass auch andere Planeten wie Venus und Saturn sowie Sonne und Mond auf dem Tierkreis vermerkt waren.
Wie die Botschaft des Horoskops für die Person, welche es erstellen ließ, lautete, ob sie nützlich war oder gar Antworten auf tief in uns Menschen sitzende Fragen offenbarte, werden wir nie erfahren. Denn obwohl der Nutzen der Horoskope astrologischer Natur war, war ihre Form rein astronomisch – die astrologische Deutung, das Horoskop, wurde nicht schriftlich festgehalten.