Torzollquittung

SB XII 10915 (P. 13311 Fr. a)

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Wer war Satorneilos (Saturninus), für den diese Torzollquittung ausgestellt wurde? Welche Ladung hat er transportiert, die verzollt wurde? Wofür wurde sie gebraucht? Über all diese Fragen gibt die Torzollquittung keine Antwort obwohl dies eigentlich der Sinn des Ganzen ist.

Zollquittungen im generellen haben mindestens drei Angaben: die Art der beförderten Güter, die Menge der Güter und Name und Beruf des Transporteurs. Sowohl Ort als auch das Datum sind in diesem Fall auch bekannt. Die Quittung wurde in Soknopaiu Nesos am 11. Mai 154 n. Chr. verfasst. Soknopaiu Nesos war eine antike Siedlung im Faijum, südwestlich von Kairo in Ägypten, und liegt wenige Kilometer vom Qarun-See entfernt. Die Ruinen sind trotz all der Zeit, die vergangen ist, noch sehr beeindruckend und heute unter dem Namen Dimê bekannt. Der Ort blühte vor allem in der griechisch-römischen Zeit auf.

Aus der römischen Zeit, aus der auch diese Torzollquittung stammt, haben sich viele von Beamten geführte Zollregister oder wie in diesem Fall an Einzelpersonen ausgestellte Zollquittungen erhalten, die uns ein detailliertes Bild des damaligen Zollwesens präsentieren. So kennen wir beispielsweise einzelne Regelungen für den Zoll auf Einfuhren aus Indien und Ostasien, der entlang der gesamten Ostgrenze einschließlich der Küste des Roten Meeres erhoben wurde. Da es sich bei diesen Importen häufig um seltene Luxusgüter handelte, war der Zoll relativ hoch. Er wurde auf 25 % des angegebenen Wertes festgesetzt und wurde als Tetarte oder Viertelsteuer bezeichnet. Bezahlt wurde nicht nur in Geld, sondern auch in Naturalien. So musste man beispielsweise für den Zoll auf Narde und Elfenbein, die aus Muziris an der indischen Westküste importiert wurden, 25 % der importierten Waren zahlen. Auch auf Tiere, die die Waren transportieren, wurden mitunter Zölle erhoben, meistens etwa 1% vom Wert des Tieres. Man sieht, wie erfindungsreich der Staat bei seinen Einnahmequellen war und auch heute noch ist.

Auf dem Papyrus geht es um eine aus dem Text nicht mehr identifizierbare Ladung, für die 8 Drachmen Zoll erhoben wird. Was genau transportiert wurde, wissen wir nicht, da der Text an dieser Stelle nicht lesbar ist. Wir erfahren aber aus der Quittung, das die Ladung von Satorneilos mit vier Kamelen transportiert wurde, also relativ umfangreich war.

Die Quittung ist auf Papyrus geschrieben, welcher sich mit der Zeit bräunlich verfärbt hat. Die Schrift ist mittelgroß und kursiv. Sie wurde parallel zu den Fasern geschrieben. An manchen Stellen ist der Papyrus so dünn, dass man fast hindurchsehen kann. Er ist recht gut erhalten. Unter dem Text befindet sich ein Siegelabdruck. Er ist aus rotem Ton, der luftgetrocknet ist. Die Prägung des Siegels kann kaum noch identifiziert werden. Der Zweck des Siegels war zu beglaubigen, dass die Zahlung erfolgt ist. Es wurde wie eine Unterschrift verwendet.

Aus dem, was heute noch von der Torzollquittung übrig ist, lässt sich viel schließen, nicht aber die Geschichte die dahintersteckt. Was war der Grund für Satorneilos, die Waren zu transportieren? War es Handel? Für was wurden die Ladung benötigt? Funde wie dieser werfen meist mehr Fragen auf als sie klären. Die meisten werden wir nie beantworten können. Doch erzählen sie viel über das damalige Leben. Es zeigt einem, wie viele Sachen gleich geblieben sind über all die Zeit. Sowohl Quittungen als auch Steuern und Zölle gibt es heute noch. Es ist ein altes Konzept, welches sich bewährt hat. Man kann nur mutmaßen, was die Geschichte dahinter ist, und hoffen, dass weitere Funde mehr Details liefern werden.

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