Trishagion-Hymnus

P. 16389

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„Heilig ist Gott“, „heilig und stark“ und „heilig und unsterblich“ ist nicht nur ein Dreimalheiligruf an die heilige Dreifaltigkeit, sondern gibt diesem Hymnus auch seinen Namen. Der Trishagion-Hymnus. Er ist einer der ältesten Hymnen der christlichen Kirche und wird sogar heute noch, 1300 Jahre später, wenn auch häufig mit kleinen Abwandlungen, bei den Kopten in griechischer Sprache gesungen.

Beschriftet wurde der Papyrus mit sorgfältigen und beinahe fehlerfreien Großbuchstaben der griechischen Schrift, wobei diese sich nur auf der Vorderseite befinden. Die Rückseite wurde leergelassen. Wer diese 13 Zeilen im siebten Jahrhundert verfasste ist, genauso wie die Herkunft, leider unbekannt. Doch heute sind sie dank Carl Schmidt, der sie 1937 durch einen Ankauf erwarb, im Neuen Museum ausgestellt. Der Papyrus ist ziemlich gut erhalten und weist bis auf wenige kleine Löcher und einen ganz leicht kaputten Rand keine Schäden auf.

Der dreistrophige Christushymnus wurde mit dunkelbrauner Tinte geschrieben. Er ist 16,5 cm hoch und 12,5 cm breit. Oben und an den Seiten wurde ein ca. 1 cm hoher Rand gelassen. Trotz sonst durchlaufender Schreibung wurden die Enden von Strophe eins und zwei durch einen Schrägstrich und eine doppelte Lücke markiert. Nach jeder Strophe, ausgenommen der Dritten, bei dieser in der Mitte der Strophe, folgt das Trishagion, wie als Refrain und/oder Abschluss. Dem Text vorangestellt findet man ein größeres Christogramm, das genauso am Ende, nur in einer kleineren Version, wieder zu entdecken ist. Unter der letzten Zeile stehen in einer dickeren Schrift, aber wahrscheinlich von der gleichen Hand, die Wörter „Jesus Christus siegt“ (natürlich ebenfalls auf Griechisch). Ganz unten wurde noch in hellbrauner Tinte eine Notiz hingeschrieben, doch vermutlich wurde diese erst etwas später und von jemand anderem hinzugefügt und hängt außerdem nicht mit dem Hymnus zusammen.

Der Hymnus erzählt auf drei Strophen verteilt die Geschichte Jesu, die in diesem Fall auf die Punkte Geburt, Taufe und Tod und Auferstehung zusammengefasst wurde. Die erste Strophe berichtet von der Entscheidung Gottes Jesu zu „erschaffen“ und von Jungfrau Maria. Sie endet mit den Worten/Refrain „heilig ist Gott“. Die zweite Strophe liefert eine Erzählung über den Prozess der Taufe, wo und von wem Jesus getauft wurde. Sie schließt mit den Worten „heilig und stark“. Die letzte Strophe beschäftigt sich mit dem Tod und der Auferstehung. Es wird Bezug auf Pilatus, und dessen Anordnung, Jesus zu töten, genommen und wie er wieder auferstand. Darauf folgt der Ausruf „heilig und unsterblich“. Doch jetzt hört es nicht wie bei den anderen beiden Strophen auf, sondern es folgen noch ein paar Worte. Diese loben und danken Jesus und bitten um Erbarmen.

Es ist bei Papyri dieser Art nicht immer leicht zu entscheiden, ob sie privat oder in gottesdienstlichem Rahmen genutzt wurden. Doch lässt sich anhand einer Parallele feststellen, dass der Hymnus in den gottesdienstlichen Kontext einzuordnen ist. Gesungen wurde er immer am 4. Sonntag nach Epiphanias. Wie gerade eben erwähnt, ist der vorliegende Hymnus tatsächlich nicht die einzige Version, die es gibt. Der Paralleltext ist Teil einer Handschrift, die im Rijkmuseum van Oudheden in Leiden ausgestellt ist. Sie stammt aus dem „Weißen Kloster“ und wurde von dem Archäologen Jan Hermann Insinger in den 1890ern gefunden. Doch ist die Berliner Version, nicht wie sonst häufig, besser erhalten als der Paralleltext.

Der Text liefert zwar keinen großen Einblick in das damalige Leben der Menschen, doch kann man den Wert Gottes und Jesus‘ für die Personen schlussfolgern und auch die Tatsache, dass dieser Text fast eineinhalbtausend Jahre überlebt hat, zeigt eine große Wertschätzung der Religion.

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